Im Mai startet die jährlich stattfindende schweizerische Paintball Liga. Bis im September spielen verschiedene Teams aus der Schweiz gegeneinander. Darunter sind auch die «Scorpions», ein Team des Paintball Clubs Ostschweiz.

Autorin: Shannon Senn
Mit Zielübungen bereiten sich die «Scorpions» für die Paintball Liga vor. Quelle: Shannon Senn

«Ten seconds», ertönt es durch die Lautsprecher. Die Spieler*innen stehen am Rand des Spielfeldes. Mit dem Markierer, der Waffe, berühren sie ein Gitter in der eigenen Spielhälfte, welches als Startpunkt des Spiels dient. Dann, nach zehn Sekunden, erklingt ein lautes Hupen. So beginnt ein Paintballmatch an der Liga. Nach dem Hupen stürmen beide Teams hinter die Deckungen auf ihrer Seite. Das Geballere geht los und von beiden Seiten fliegen Farbkugeln, aus einer mit Lebensmittelfarbe gefüllten Gelatinehülle bestehend, durch die Luft.
Was von aussen chaotisch und wild aussieht, hat für Profis klare Regeln und Struktur. Eines dieser Teams, die ernsthaft Paintball spielen, heisst «Scorpions». Es gehört zum Paintball Club Ostschweiz. «Für die meisten ist der Sport nur eine Tätigkeit, die unter Freunden oder bei Junggesellenabschieden gespielt wird» sagt Thorsten Senn, ein Mitglied der «Scorpions». Aber dahinter stecke viel mehr. «Paintball ist ein ernst zu nehmender Sport. Klar geht es uns auch um den Spass, aber die richtige Technik und Spielweise ist uns genauso wichtig.» Die «Scorpions» bestehen zum jetzigen Zeitpunkt aus zwölf Mitgliedern, von denen zurzeit sieben aktiv sind.

Der Paintball ist ein ehrenamtlicher Sport

Von Mai bis September haben die «Scorpions» und gleichgesinnte Teams jedes Jahr die Gelegenheit, ihr Können bei der Paintball Liga unter Beweis zu stellen. Jährlich spielen dabei schweizerische Teams um den Sieg. Dieses Jahr, sowie die Jahre zuvor, finden die Ligaspiele in Hünenberg im Kanton Zug statt. Anders als bei anderen Sportarten gibt es im Paintball jedoch kein Geld zu gewinnen. Auch der Veranstalter der Liga, der Verband Swiss-Paintball-Federation (SPF), arbeitet ehrenamtlich. Gründe für den Ansporn, diese unbezahlte Arbeit auszuführen, werden auf der Webseite des SPF genannt. Zum einen hat der Vorstand das Ziel, den Paintballsport zu fördern. Zum anderen will er Vorurteile, wie beispielsweise, dass Paintball nur für Jungesellenabschiede sei, beseitigen und den Sport in der Öffentlichkeit bekannter machen. Der Traum des SPF ist es, dass der Paintballsport irgendwann genauso populär wird wie Eishockey und Fussball.

Klare Spielregeln sind ein Muss

Um an der Liga ein faires Spiel zu gewährleisten, halten sich die Spielenden an klare Regeln. Diese sind in einem dreissigseitigen Regelwerk der SPF verschriftlicht. Darin ist unter anderem erklärt, wie viele Spielende auf dem Feld stehen, wie viele Punkte ein Sieg gibt und worauf die Schiedsrichter achten müssen. Ausserdem ist festgelegt, wie viele Spieler*innen pro Match auf dem Feld stehen dürfen. Dies ist in jeder Kategorie unterschiedlich. Die «Scorpions» spielen in der Kategorie X5. Dort spielen jeweils fünf Personen auf dem Feld. Dieses Jahr sind für die Kategorie X5 sechs Teams an der Liga angemeldet: Die «Scorpions», die «Lucerne Vipers», «Sirius Zürich 1», «Sirius Zürich 2», «Consilium Dei Zürich 1» und «Consilium Dei Zürich 2».

Paintball-Spielregeln  
Das Ziel eines Matches ist es, den Button zu drücken, der sich in der gegnerischen Spielhälfte befindet. Das Team dessen, der den Button drückt, gewinnt das Spiel. Um den Button zu erreichen, müssen möglichst viele Gegner*innen markiert werden. Markiert ist, wer von einem nicht markierten Spielenden mit einer Farbkugel getroffen wird. Markierte Spieler*innen müssen zur Kennzeichnung eine Hand auf den Kopf legen und das Spielfeld verlassen.  

Punkte:
Sieg: 3
Unentschieden: 1
Niederlage: 0

Um die Paintball-Regeln zu verinnerlichen, trainieren die «Scorpions» wöchentlich. Das Training findet jeweils montags von 20 Uhr bis 22 Uhr in einer Halle in Lichtensteig SG statt. Im Training wird nicht mit echten Farbkugeln, sondern mit sogenannten Reballs aus Gummi, geschossen. Diese können mehrmals verwendet werden. Zudem hinterlassen sie keine Farbflecken, sodass die Halle nicht nach jedem Training gereinigt werden muss.
«Es ist nur eine kleine Halle», sagt Teammitglied Thomas Gromann, «deshalb geht es im Training eher ums Skill-Training, und nicht um den gesamten Match.» Es werden eher verschiedene Übungen, wie beispielsweise Sliden, Schiessen, Deckungsverhalten und Spielabläufe, trainiert.

Für die bestmögliche Anwendung dieser Übungen fahren die Scorpions an manchen Sonntagen während der Ligasaison nach Dornbirn (Österreich). Dort haben sie die Möglichkeit, auf einem grossen Feld Trainingsspiele zu machen, die einem realen Ligaspiel sehr nahekommen. Der Fokus beim Training in Dornbirn liegt auf dem Match an sich. Dabei würden sie versuchen, das im Training Gelernte umzusetzen, erklärt Gromann. «Wir probieren einzelne Spielzüge aus, probieren, was man machen kann und was man sicher nicht machen darf.»

Die Leidenschaft für den Paintball verbindet alle Teams

Ausserdem nutzen sie so die Gelegenheit, andere schweizerische Teams zu treffen, die ebenfalls an der Liga teilnehmen. Davon würden sie sehr profitieren, sagt Gromann. «Alle Teams helfen sich gegenseitig. Alle sagen dir, wo du schlecht gestanden bist und was du besser hättest machen können.» Es gäbe auch keine Feindschaften zwischen den gegnerischen Teams. Das Verhältnis sei stets freundschaftlich, da sie die Leidenschaft für den Paintball verbinde.
Die Begeisterung für die Sportart und der Teamgeist sind für die Scorpions generell sehr wichtig:

Mit gewissenhaftem Training, guter Laune und einem motivierten Team wollen die «Scorpions» ab dem 21. Mai 2023 ihre Chance an der Paintball Liga ergreifen. Trotzdem stehe für sie der Spass an erster Stelle. «Es ist ein Hobby und soll Freude machen», sagt Gromann, «wenn wir gewinnen, freuen wir uns und wenn wir verlieren, lernen wir daraus.» «Und wer weiss», meint Senn, « vielleicht schaffen wir es gemeinsam mit den anderen Teams, den Paintballsport in der Schweiz ein Stück weit mehr zu etablieren.»