Auch wenn das Wetter gerade anderes vermuten lässt, der Sommer kommt bestimmt. Dann wird in den Badis wieder Beachvolleyball, Frisbee und Pingpong gespielt. Neben all diesen Klassikern könnten die Spielwiesen 2023 auch noch von einer neuen Trendsportart in Beschlag genommen werden. Damit du dann nicht dumm aus der (Bade-)Wäsche guckst, erfährst du hier, was es damit auf sich hat. 

Autor: Tom Surbeck
Titelbild: Der knallgelbe Roundnet-Ball könnte im Sommer 2023 die Schweizer Spielwiesen erobern.

Ein Ball, ein Netz, vier Spieler, das ist Roundnet. Die Trendsportart erfreut sich seit einigen Jahren einer stets wachsenden Beliebtheit. Bereits bekannte Elemente wie die drei Pässe vom Beachvolleyball gepaart mit Innovativem wie dem 360-Grad-Spielfeld sorgen für Aufmerksamkeit und begeistern immer mehr Sportler:innen in der Schweiz. Dabei waren der gelbe Ball und das runde Netz, welches man auch unter dem Namen «Spikeball» kennt, schon vor Jahren auf dem Friedhof der kurzzeitigen Trendsportarten angekommen. 

Aus der Vergessenheit zurück
Seinen Ursprung hatte Roundnet schon in den 1980ern in den USA, geriet aber nach kurzem Hype wieder in Vergessenheit. Das Hauptproblem von damals ist auch heute noch einer der grössten Kritikpunkte: das Material. Ein Roundnet-Set besteht aus einem Ring und Stelzen aus Plastik, einem Netz und einem Gummiball. Alles nicht besonders langlebig und deshalb für viele einen Kauf nicht wert. Doch die Materialwahl ergibt durchaus Sinn, da im Falle eines im Eifer des Spiels nicht ganz unwahrscheinlichen Sturzes der Ring nachgibt und so das Verletzungsrisiko sinkt. Ausserdem ist das ganze Set leicht zu transportieren, egal ob es in die Badi oder in die Strandferien geht. Dort erlebt die Sportart nun seit ungefähr fünf Jahren einen zweiten Frühling und blüht nach der COVID-19-Pandemie wieder so richtig auf.

Was den einst totgesagten Sport ausmacht und wie er überhaupt gespielt wird, erfährst du im Video:

Ein Blick auf die Schweizer Roundnet-Szene
Obwohl der Sport vielen Schweizer:innen noch unbekannt ist, gibt es hierzulande schon einige Vereine und der Eventkalender von Swiss Roundnet, dem nationalen Verband, ist gut gefüllt. Die Schweizer Roundnet-Gemeinschaft zeigt sich sehr offen gegenüber neuen Mitglieder:innen und Vereinsgründungen. Um einen neuen Klub zu gründen, muss man sich nur mit einer Gründungsgeschichte, einem Logo und den Namen der Funktionär:innen und Mitglieder:innen an den nationalen Verband wenden. Nach der Prüfung der Unterlagen durch Swiss Roundnet ist die Vereinsgründung offiziell.

Berner waren Pioniere
Sechs Sportstudenten gründeten im Oktober 2018 den ersten Roundnet-Verein der Schweiz in Bern. Im Folgejahr bekam dieser mit den Klubs aus Lausanne, Neuenhof (AG), Schaffhausen und Zürich erste Konkurrenz, welche bis heute weiter gewachsen ist. Swiss Roundnet zählt aktuell 13 Mitglieder-Vereine, die sich auf die ganze Schweiz verteilen. Die roten Punkte markieren die Standorte der Klubs.

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Die Begeisterung für Roundnet erstreckt sich durch die ganze Schweiz – von Genf bis nach Pontresina.

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Ausgefallene Teamnamen sind gefragt
Wenn sich die Schweizer Roundnet-Gemeinde zum Turnier trifft, beginnt schon vor dem ersten Spiel der Wettkampf. Einen Preis für Kreativität gibt es zwar nicht zu gewinnen, trotzdem entstehen bei den Roundnet-Turnieren Teamnamen, aus denen sich Duelle ergeben, welche genauso gut aus einem verrückten Videospiel stammen könnten. So spielten an vergangenen Turnieren schon „Scrambled Tofu“, „Spikeleeks“, „Himmugüegeli“ und „Östroflex“ um den Titel.

Wie ein Turnier mit diesen Teamnamen aufgebaut ist und ob die Schweizer auch im internationalen Roundnet mitzureden haben, erfährst du im Interview mit Franco Müller und Renato Kälin vom Roundnet Club Zürich:

Schweizer Sternstunde in Belgien
An den ersten Roundnet-Weltmeisterschaften 2022 holen Laura Kunzelmann und Ramon Felix für die Schweiz den Vize-WM-Titel. Nach einem Sieg gegen Österreich im Halbfinale ist das Duo aus den USA zu stark. Die beiden Schweizer:innen sind auch in diesem Jahr die beiden führenden Athleten im Power-Ranking.

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Silber für die Schweiz an der ersten Roundnet-WM

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Power Ranking
Um möglichst faire und spannende Turniere zu gewährleisten, führt Swiss Roundnet das sogenannte Power-Ranking. Dafür sammeln die Spieler:innen an jedem Turnier Punkte, welche für das Power-Ranking zusammengezählt werden. Besser klassierte Spieler:innen treffen dann in Turnieren eher aufeinander. Das Power-Ranking trägt zudem zur Selektion für den Nationalkader bei. Um allen Spieler:innen die Chance zu geben, sich für das Nationalteam zu qualifizieren, wird das Power-Ranking jährlich gelöscht. 

Acht Schlüsselfaktoren zur Trendsportart
Auch wenn bisher nur ein paar Hundert Schweizer:innen im Roundnet-Klub aktiv sind, hat der Sport in der Schweiz ein grosses Potenzial, um sich diesen Sommer zu etablieren. Diese acht Gründe sprechen dafür, dass Roundnet der grosse Trendsport 2023 wird:

1. Die kompakte Ausrüstung
Ein ganzes Roundnet-Set besteht aus ein paar Bällen, dem Netz und den Rahmenteilen, auf den das Netz gespannt wird. Verpackt wird alles in einem Beutel, der etwas grösser als ein normaler Turnbeutel ist. Da mit den Händen gespielt wird, braucht es keine Schläger oder Schutzausrüstung. Die simple Ausrüstung macht Roundnet erschwinglich, im Sportgeschäft kostet das ganze Profi-Set rund 100 Franken, die günstigsten Ausrüstungen kosten weniger als 50 Franken.

2. „Easy to learn, hard to master“
Erfahrene Spieler sagen, man könne schon ab dem zweiten Mal anschauliche Ballwechsel spielen. Der Weg zum perfekten Spieler ist aber unendlich: der Aufschlag, die Abnahme, das Setting, der Angriff und das Spiel ohne Ball können ewig verbessert werden. 

3. Das innovative Spielfeld
Am ähnlichsten ist Roundnet dem Beachvolleyball: In Zweierteams werden drei Pässe gespielt, dann ist das andere Team dran. Statt über das Netz geht der Ball dann aber in das runde am Boden stehende Netz und wird dann vom anderen Team gespielt. Das Spezielle: Das Feld erstreckt sich 360 Grad um das Feld, es gibt keine «eigene» und «gegnerische» Hälfte.

4. Das vielfältige Terrain
Egal ob Beton, Wiese oder Sand – Roundnet kann auf allen Arten von Untergrund gespielt werden. Die Standard-Turniere im Roundnet finden aber – wie die meisten Trainings – auf Rasen statt. 

5. Die grossgeschriebene Fairness
Anders als bei den meisten Sportarten gibt es auch auf höchster Roundnet-Stufe keine richtigen Schiedsrichter. Fairness ist das oberste Gebot aller Spieler. Sollte es trotzdem zu Streitigkeiten über einen Punkt kommen, wird dieser ganz einfach wiederholt. Und am Ende des Tages stossen alle Spieler sowieso gemeinsam auf das gespielte Turnier an. 

6. Die offene Community
In der «Open»-Kategorie von Turnieren können alle teilnehmen, auch als totaler Anfänger ist man willkommen. Natürlich macht es aber allen Beteiligten mehr Spass, wenn man zumindest ein bisschen Erfahrung hat und Ballwechsel entstehen. 

7. Das umfassende Training
Beim Roundnet-Spiel wird der Körper auf diverse Arten gefordert. Die richtigen Laufwege, Augen-Hand-Koordination, schnelle Reaktionsfähigkeit, präzise Schläge und viele weitere Aspekte gehören zum Einmaleins vom Roundnet.

8. Der ansteckende Show-Effekt
Wer einmal ein Spiel beobachtet, läuft grosse Gefahr, mit dem „Roundnet-Virus“ infiziert zu werden. Mit seinen spektakulären Ballwechseln ist der Sport ein Magnet für die Aufmerksamkeit der Passanten und löst bei den Zuschauern fast unausweichlich das Bedürfnis aus, selbst zu spielen.

Die besten Roundnet-Spots in Uster
Hat dich jetzt das Rundnetz-Fieber gepackt? Auf der Karte findest du die besten Orte, um in Uster dein Netz zu spannen und mit dem Spiel zu beginnen.